Profluent, ein in Emeryville, Kalifornien, ansässiges Startup, hat unter der Leitung von Jeff Bezos‘ Bezos Expeditions und Altimeter Capital Risikofinanzierungen in Höhe von 106 Millionen US-Dollar eingeworben, wodurch sich die Gesamtinvestition auf 150 Millionen US-Dollar erhöht. Das Unternehmen leistet Pionierarbeit beim Einsatz künstlicher Intelligenz zur Entwicklung völlig neuer Proteine für die Arzneimittelentwicklung und landwirtschaftliche Anwendungen – ein Bereich, der die Entwicklung wirksamerer Therapien und widerstandsfähigerer Nutzpflanzen verspricht.
Der Aufstieg der KI in der Biologie
Die Idee hinter Profluent entstand aus einer im Jahr 2020 durchgeführten Forschung, bevor Tools wie ChatGPT weit verbreitet waren. Der Gründer Ali Madani, ein Wissenschaftler für maschinelles Lernen, erkannte, dass dieselben KI-Architekturen, die für die menschliche Sprache verwendet werden, auch auf „biologische Sprachen“ wie Proteine angewendet werden können. Proteine sind komplexe Moleküle, die den Kern moderner Behandlungen wie Gentherapien bilden und einen Fortschritt gegenüber herkömmlichen niedermolekularen Arzneimitteln darstellen. Madanis Arbeit an ProGen bei Salesforce demonstrierte die Möglichkeit, generative KI zur Entwicklung neuartiger Proteine zu nutzen.
Wie Profluent funktioniert
Die KI-Modelle von Profluent ermöglichen es Wissenschaftlern, gewünschte Proteineigenschaften (wie Stabilität oder einfache Herstellung) in Klartext einzugeben und dann die entsprechende DNA-Sequenz für die Erstellung zu generieren. Dies geht über das einfache Auffinden vorhandener Proteine hinaus – der Standardansatz in der Arzneimittelforschung – und ermöglicht ein kundenspezifisches Design für spezifische Patientenbedürfnisse. Das Unternehmen hat bereits eine Datenbank mit 115 Milliarden einzigartigen Proteinen erstellt, die es Proteinatlas nennt, die weltweit größte Ressource dieser Art.
Es steht viel auf dem Spiel
Die Misserfolgsrate neuer Medikamente liegt bei etwa 90 %, und die Entwicklungskosten können Milliarden von Dollar erreichen. Dies hat zu einem erhöhten Interesse am KI-gestützten Proteindesign geführt, auch wenn der Erfolg für viele ausblieb. Profluent ist in diesem Bereich nicht allein: Zu den Konkurrenten zählen Isomorphic Labs (ein Spin-off von DeepMind) und Xaira Therapeutics, die letztes Jahr 1 Milliarde US-Dollar eingesammelt haben.
Skalierungsgesetze und Zukunftspotenzial
Der Ansatz von Profluent basiert auf „Skalierungsgesetzen“ – dem Prinzip, dass mehr Daten und Rechenleistung zu besseren Modellen führen. Das Unternehmen hat dieses Prinzip im Proteindesign demonstriert und ein neues Basismodell namens Profluent E-1 eingeführt, das den evolutionären Kontext berücksichtigt.
„Einer der Gründe, warum Jeff [Bezos] interessiert war, ist, dass wir herausgefunden haben, dass Skalierungsgesetze auf die Biologie anwendbar sind. Je mehr Daten man erhält, desto besser werden die Modelle.“
— Ali Madani, Profluent-Gründer
Zu den Handelspartnern des Unternehmens gehören Revvity, Corteva Agrisciences und Ensoma, was auf ein breites Interesse an seiner Technologie hinweist. Madani vergleicht den aktuellen Stand der KI-gestützten Biologie mit den Anfängen des Internets und schlägt vor, dass ein vollständig programmierbares biologisches System einen kontinuierlichen Strom bahnbrechender Lösungen schaffen könnte.
Die Zukunft der Arzneimittelforschung und landwirtschaftlichen Innovationen könnte von der Fähigkeit abhängen, das Potenzial der KI in diesen komplexen Bereichen zu nutzen. Die aktuelle Investition signalisiert eine wachsende Überzeugung, dass dies nicht nur möglich, sondern unvermeidlich ist.
